Zur ethnologischen Sammlung des Roemer- und Pelizaeus-Museums (RPM) gehören unter anderem menschliche Schädel, die vermutlich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge sogenannter rassenkundlicher Studien gesammelt worden sind. Einer der Schädel trägt die Aufschrift „Māori“. Bei einer Recherche im Hildesheimer Stadtarchiv durch die Provenienzforscherin Dr. Sabine Lang kam ein Aktenvorgang zutage, der die Herkunft des Schädels deutlich belegt: Der Schädel wurde dem RPM (damals noch Roemer-Museum) von dem gebürtigen Hannoveraner Adolph Durlach um 1888 überreicht. Durlach war geschäftlich in Neuseeland tätig und erhielt den Schädel als Geschenk von einem neuseeländischen Richter.
Nach heutigem Verständnis ist es aus ethischen Gründen nicht länger gerechtfertigt, solche menschlichen Überreste in Museumssammlungen zu behalten. Daher nahm das RPM nach der Entdeckung Kontakt mit dem Te Papa Nationalmuseum in Wellington, Neuseeland, auf. Das Museum ist autorisierter Ansprechpartner der Māori für die Rückgabe menschlicher Überreste, um die Rückführung des Schädels nach Aotearoa (Neuseeland) zu ermöglichen.
Der Botschafter Neuseelands, Seine Exzellenz Craig Hawke, der an der Zeremonie im Juni teilnehmen wird, betont, dass „die Rückkehr der Vorfahren an ihre Herkunftsorte weltweit von enormer Bedeutung ist. Es ist ermutigend, dass die Weltgemeinschaft in den letzten Jahren in ihrer Einstellung zu heiligen Überresten und Taonga [Kulturschätzen] so große Fortschritte gemacht hat. Ich möchte die Arbeit und die Zusammenarbeit zwischen dem Roemer- und Pelizaeus-Museum und Te Papa würdigen, durch die diese historische Rückführung möglich geworden ist.“
Dr. Lara Weiss, die Direktorin des RPM, freut sich sehr darüber, dass mit der feierlichen Übergabe die Rückführung des Maori-Ahnen aus dem Roemer- und Pelizaeus-Museum eingeleitet wird. Sie betont die Bedeutung eines achtsamen und gleichberechtigten Umgangs mit indigenen Kulturen, bei dem man sich gegenseitig respektiert. Dr. Weiss möchte sich herzlich „für die unkomplizierte Zusammenarbeit und den fruchtbaren Austausch mit den Partnern in Neuseeland bedanken, insbesondere mit Dr. Te Herekiekie Herewini und Te Arikirangi Mamaku-Ironside vom Te Papa.“
Zur öffentlichen Zeremonie am Samstag, 3. Juni 2023 um 14:00 Uhr im Schafhausen-Saal des Roemer- und Pelizaeus-Museums sind Pressevertreter herzlich eingeladen. Foto- und Filmaufnahmen sind während der Zeremonie ausdrücklich gestattet.