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Auszug - EVI - Vorstellung Konzept Fernwärmeausbau Stadtmitte/Neustadt  

Sitzung des Ortsrates Stadtmitte/Neustadt
TOP: Ö 9
Gremium: Ortsrat Stadtmitte/Neustadt Beschlussart: (offen)
Datum: Mi, 13.12.2023 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 18:00 - 20:40 Anlass: Sitzung
Raum: PULS Hildesheim e.V.
Ort: 31134 Hildesheim, Angoulêmeplatz 2
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Herr Birkenbusch stellte die ebenfalls anwesenden Mitarbeiter der EVI, Herrn Klaus Blome (Bereichsleitung Fernwärme) und Herrn Jörg Tornau (Vertrieb Fernwärme) vor. Anschließend referierte er die anhängende Präsentation.

 

Herr Kolmer bedankte sich für die informative Präsentation und die klare Kommunikation.

 

Die Sitzung wurde von 18:40 Uhr bis 18:50 Uhr für Einwohnerfragen unterbrochen.

 

Frau Dr. Wendt fragte, inwieweit vorgesehen ist, dass die Anwohnerinnen und Anwohner an den Kosten für die Erschließung des Fernwärmenetzes beteiligt werden.

 

Herr Birkenbusch antwortete, dass, wie bei Gas- und Stromanschlüssen auch, der Hausanschluss und die Übergabestation durch die Anwohnerinnen und Anwohner bezahlt werden müssten. Es sei jedoch erwartbar, dass es ökonomisch günstiger sei, wenn unterschiedliche Maßnahmen, wie Kanalsanierungen oder der Glasfaserausbau, koordiniert und gebündelt durchgeführt werden würden. Welche Kosten genau entstehen, müsse man dann zu einem konkreten Zeitpunkt und in der spezifischen Situation evaluieren und auch die Preissteigerungen durch Inflation und Ressourcenknappheit beobachten. Unabhängig von dem finanziellen Rahmen, sei auch das Thema Fachkräftemangel in der Umsetzung ein Faktor, der Berücksichtigung finden müsse. Ein fester Plan könne deshalb nicht vorgegeben werden, sondern es komme darauf an, situativ zu handeln und Pläne gegebenenfalls nachzujustieren. Die jeweilige Situation könne sich jederzeit sowohl positiv, als auch negativ für das Vorhaben entwickeln.

 

Frau Schramm fragte, ob der Ausbau des Fernwärmenetzes in spezifischen Straßen auf der reinen Grundlage der Datenanalyse stattfinde, oder ob auch eine Interessenbekundung der Anwohnerinnen und Anwohner unter einem Wirtschaftlichkeitsaspekt zielführend sein könne.

 

Herr Birkenbusch antwortete, dass umso mehr Anwohnerinnen und Anwohner dazu bereit seien, sich an das Fernwärmenetz anzuschließen, desto höher seien die Chancen der Umsetzung.

 

Frau Schramm fragte, ob hier dann seitens der EVI eine Vorababfrage und ein verbindliches Commitment stattfinden würde.

 

Herr Birkenbusch antwortete, dass zunächst die Interessenbekundung ein wesentlicher Schritt sei. Es sei etwa zwei Jahre vor Baubeginn klar, dass hier verbindliche Zusagen getätigt werden können. In diesem Zeitraum würden dann seitens der EVI Informationsveranstaltungen für die betroffenen Straßen durchgeführt werden, zu welchen die EVI einlade, sodass eine öffentlichkeitswirksame Einbindung und eine Konkretisierung der Baumaßnahmen stattfinde.

 

Herr Tornau ergänzte, dass man in der Planung zwei Jahre vor Baubeginn die Eigentümer anspreche und das Interesse abfrage und aufgrund der Resonanz entscheide, welche Straßen letztendlich prioritär ausgebaut werden. Im Zweifel entscheide man sich für die Straße, in welcher eine höhere Nachfrage vorliege, sodass man eine höhere Anschlussrate erziele. Im Sinne einer möglichst sinnvollen Baustellenkoordination bemühe sich die EVI darum, Leitungen zu verlegen, sobald eine Straße geöffnet wird. Die EVI lege die Leitung dann in die Häuser, die Fernwärme müsse aber nicht sofort abgenommen werden, denn es könnten schließlich auch zunächst noch größere Baumaßnahmen oder interne Abstimmungen in den Häusern notwendig sein. Deshalb hätten die Eigentümerinnen und Eigentümer bei Bedarf bis zu fünf Jahre Zeit, bis die Fernwärme dann letztendlich abgenommen werden müsse.

 

Frau Schramm sagte, dass dann das Vorgehen, eine Interessenbekundungsliste in der eigenen Straße zu führen, sinnvoll sei, um eine schnellere Umsetzung zu erwirken.

 

Herr Birkenbusch bejahte dies.

 

Herr Lenfers lobte den Vortrag der EVI und wies darauf hin, dass er eine transparente Informationspolitik gegenüber Bürgerinnen und Bürgern als sinnvoll erachte. Er empfahl der EVI, sich Peer-Groups an engagierten Menschen zu suchen, welche diese Informationen dann verbreiten. Außerdem fragte er, wie der Sachstand beim Nahwärmenetz sei.

 

Herr Birkenbusch antwortete, dass man sich mit dem Thema Nahwärme beschäftige. Das Wasser werde bei der Fernwärme mit einer Temperatur von 90°C transportiert, dies gehe auch mit einem niedrigeren Temperaturniveau, hierfür müssten jedoch die Häuser geeignet sein. Bei einer Heizung mit einer Vorlauftemperatur von 70°C würde das Einspeisen von Nahwärme mit einer Niedertemperatur von 40°C dazu führen, dass die Heizleistung nicht ausreiche. Man versuche zu evaluieren, in welchen Objekten dies sinnvoll sei, hierfür sei jedoch eine individuelle Betrachtung notwendig.

 

Herr Blome ergänzte, dass das Thema Nahwärme in Drispenstedt sehr spezifisch umgesetzt worden sei. Hier habe es in den letzten Jahren diesen Bedarf gegeben, welcher erschlossen sei und mittlerweile versorgt werde. Dies könne auch in den Stadtquartieren mit einer hohen Verdichtung perspektivisch möglich sein. Ein Aufbau einer nachhaltigen Nahwärmeversorgung sei von der Frage abhängig, ob ein zentraler Anschluss an die Wärmeinfrastruktur von Nutzen ist. Diese Untersuchung werde auch ein Teil des Ergebnisses des integrierten Netzentwicklungsprogramms sein.

 

Herr Lenfers sagte, dass er glaube, dass es für Bürgerinnen und Bürgern wichtig sei zu wissen, in welchen Gebieten der Fernwärmenetzausbau mit großer Wahrscheinlichkeit, eventuell und perspektivisch nicht absehbar umgesetzt werden könnte. Dies sei wichtig für die Verbindlichkeit und die private Planung der Wärmeversorgung von Eigentum. Er empfehle hier, diese Prioritäten klar zu kommunizieren.

 

Herr Birkenbusch antwortete, dass man nur dann informieren und kommunizieren könne, wenn man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen könne, dass die Aussagen auch zutreffend sein werden. Umso weiter sich eine Prognose auf die Zukunft bezieht, desto schlechter könne man diese Wahrscheinlichkeit gewährleisten. Die EVI bemühe sich jedoch darum, möglichst frühzeitig zu informieren.

 

Herr Kreßmann fragte, ob Herr Birkenbusch näher erläutern könne, weshalb er während seines Vortrags den Einsatz von Wasserstoff in den Gasnetzen ausgeschlossen habe.

 

Herr Birkenbusch führte aus, dass Wasserstoffmoleküle in ihrer Struktur wesentlich kleiner als Methanmoleküle seien, weshalb die Leitungen absolut dicht sein müssten, was schwer zu gewährleisten sei. Die alten Gasleitungen seien dafür nicht ausgelegt. Da Wasserstoff ein Gefahrenstoff sei, wäre dies ein gravierender Nachteil, auch wenn man prinzipiell Gasheizungen auf Wasserstoff umrüsten könne. Was er sich jedoch, sofern Hildesheim damit künftig versorgt werde, perspektivisch vorstellen könne, sei der Einsatz von Wasserstoff im Erdgashochdruckring des Gasheizkraftwerks, welcher das Mitteldrucknetz speise. Dies sei eventuell auch sinnvoll, um die Spitzenlast im Winter zu kompensieren, welche sich nicht in Gänze mit regenerativen Energien abdecken lasse. Er sehe Wasserstoff zunächst als Lösung für die Industrie, im Zuge des Baus des Wasserstoffkernnetzes müsse man zum richtigen Zeitpunkt evaluieren, welche Menge Wasserstoff in Hildesheim zur Verfügung stehe.

 

Herr Blome ergänzte, dass Wasserstoff aus physikalischen Rahmenbedingungen für Privathaushalte nicht in Frage komme. Der Wasserstoff sei extrem flüchtig und diffundiere durch ungeeignetes Material. Es reiche dann ein kleiner Funke bereits bei kleinen Mengen und es würde zu einer Explosion kommen. Die Anforderungen an die Betriebssicherheit seien somit utopisch.


Unterbrechung der Sitzung:

 

einstimmig


 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich Kommunale Wärmeplanung und Digitaler Zwilling.pdf (1940 KB)      
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